Dienstag, 10. März 2015

Masochisten-Olympiade

Lieber Alfons Hörmann,


um es kurz und knapp auf den Punkt zu bringen: Ja! Ich will!


Ne. Nicht Sie. Keine Panik. Und kommen Sie bitte wieder unterm Tisch raus. Das ist doch lächerlich.


Nein. Ich will Baustellen. Ich will Verkehrstaus. Ich will Demos. Ich will Finanzdiskussionen. Ich will das absolute Chaos. Und das für mindestens 10 Jahre. Noch besser wären 14 Jahre.


Wieso fragen Sie, ob ich Shades of Grey gesehen habe? Und was sollen die Typen in den weißen Uniformen hier? Und nein, die Ärmel werden nicht auf dem Rücken geknotet. Finger weg.
Nein, ich bin nicht krankhaft masochistisch veranlagt.


Aber mal ehrlich. So einen kleinen Ticken Masochismus sollte man schon besitzen, wenn man befürwortet, dass sich die Stadt, in der man lebt, für Olympia bewirbt.
Denn spätestens, wenn Sie Mitte März die Entscheidung für Hamburg fällen, wird hier der Punk abgehen. Allerdings etwas anders als es bislang Freitags Abends normal ist.


Lassen Sie mich das Szenario mal etwas detaillierter zusammen orakeln.


Sobald das grüne Licht vom DOSB erfolgt ist und die im Schweinsgalopp in die Verfassung aufgenommene Bürgerbefragung durch ist, geht es los. Hamburg wird innerhalb von max. 6 Monaten wirken, als sei eine Maulwurfplage ausgebrochen. Und zwar mit einer betonfressenden Spezies.
Die Busbeschleunigung wird beschleunigt, die U5 (Fertigstellung bislang prognostiziert für 2040) wird in Angriff genommen, neue Gelände für Firmen, die aktuell auf dem Kleinen Grasbook angesiedelt sind, werden planiert und das kleine Inselchen wird ohnehin auf links gedreht.
Der Teil Hamburgs, der nicht aufgerissen wird, wird durch Baucontainer verschönert, bei der HVV explodieren die Krankenstände, weil die Busfahrer ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs agieren und die Polizei kommt mit der Sicherung der Baugruben nicht nach, weil die ganzen Touris ihre Handybilder ganz von nahem machen möchten.
An Bahnhof, Rathaus und Jungfernstieg können Demos nur noch durch das Ziehen von Wartemärkchen organisiert werden. BUND, No-lympia, Protestgemeinschaft frustrierter Strickkreise, Studenten gegen Marathon - Alle werden sie da sein.
Wer auch immer ein Stückchen Beton gegen ein anderes tauschen soll wird direkt das Händchen aufhalten.


Herrliche Aussichten!
Noch Fragen, warum ich dafür bin?




Nun, das Chaos wird auf der anderen Seite auch Profite bringen. Sei es nun eine Beschleunigung von Infrastrukturprojekten, die ohnehin schon überfällig sind, die Beteiligung des Bundes an Selbigen oder die positiven Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in der gesamten Region.
Der Wohnungsbau kommt endlich mal aus dem Quark und die Hamburger haben etwas, dem Sie gemeinsam entgegen fiebern können.
Der internationale Fokus nimmt auch mal dieses Mini-Bundesland zur Kenntnis und auch der eine oder andere Investor wird Hamburg entdecken.


Nun zugegeben. Berlin hat den Vorteil arm aber sexy zu sein. Hamburg ist keins von beidem.
Aber Hamburg ist.... Na, überzeugen Sie sich doch einfach selber. Am besten, wenn Sie zur Eröffnung der Olympiade hier hin kommen.


Sportliche Grüße


Claudia


P.S.: Wenn Sie Olympia hier hin bringen, fang ich auch wieder mit Sport an. Versprochen!

1 Kommentar:

  1. Wenn Sie Olympia hier hin bringen, fang ich auch wieder mit Sport an. Versprochen!
    Ha! Da bin ich dabei. Wir gehen dann zum Rentnerturnen.

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